Ein Zyklus von vier Inszenierungen zum Thema Utopie, für dessen Realisierung das Ensemble Materialtheater erneut die Konzeptionsförderung der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg erhalten hat (2016-2018).
Was wäre, wenn wir, getrieben von der Sehnsucht nach Neuanfang, vom Verlangen, ausgetrampelte Wege zu verlassen und vom Wunsch uns neu zu erfinden, aufbrächen um unbekannte Inseln zu entdecken? Die Ideen und Utopien um eine humanere und gerechtere Gesellschaft zu schaffen, sind mannigfaltig, aber der Hintern auf diesem Stuhl wiegt wie Blei. Und doch, der Wunsch nach Veränderung liegt tief in uns Menschen verwurzelt. Wir widmen die nächsten Jahre unseres künstlerischen Schaffens dem ‘Aufbruch’ und dem Heimweh nach einer besseren Zukunft. Unsere Gesellschaft ist an einem entscheidenden Wendepunkt angekommen – was wird unsere Zukunft prägen, das Prinzip der Solidarität oder das Gesetz des Stärkeren?
In vier Projekten und einer neuen Ausgabe unserer Zeitung EXTRA verleihen wir unserem Heimweh nach einer besseren Zukunft Ausdruck. Wir glauben daran, dass das kapitalistische System nicht ewig bestehen wird und würden die Anfänge einer neuen Zeit gerne noch erleben.
DAS LUMPENPACK VON SAN CHRISTÒBAL (2016) Koproduktion mit FITZ! Zentrum für Figurentheater und Puppentheater Magdeburg (Festivalproduktion Blickwechsel 2016). Eine musikalische Parabel über ein Land, in dem die Toten besser leben als die Lebenden.
KINO im KOPF (2016/17) – Die Kunst des Geschichtenerzählens (2016) Koproduktion mit FITZ! Stuttgart und Théâtre Octobre Brüssel in Zusammenarbeit mit dem Institut Francais Stuttgart und dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg. 10 Künstler aus unterschiedlichen Kulturen erzählen Geschichten von ihrem persönlichen „Heimweh nach der Zukunft“ an verschiedenen Orten in Stuttgart. Begleitend dazu öffentlicher Vortrag der Erzählerin Gigi Bigot im FITZ!
DON QUIJOTE (2017), Koproduktion mit dem FITZ! Stuttgart und dem Théâtre Octobre Brüssel. Zwei unzeitgemäße Damen auf der Suche nach dem „verrücktesten“ Idealisten und seinem Knappen.
HOMO SPECTATOR (2018), Koproduktion mit dem Théâtre Octobre Brüssel und dem FITZ! Stuttgart. Portraitiert auf bissige Weise die neue Spezies Mensch als zuschauender Konsument eines virtuellen Daseins. Ein Zapping-Rausch für Jugendliche und Erwachsene.
Zeitung EXTRA – Die fünfte Ausgabe des Mitteilungsblattes des Ensemble Materialtheater, als schriftliches Forum für alle am Zyklus ‚Heimweh nach der Zukunft’ beteiligten Künstler.
Das Ensemble Materialtheater Stuttgart, hervorgegangen aus dem Studiengang Figurentheater Stuttgart, existiert seit fast 30 Jahren und hat seit 2004 einen neuen künstlerischen Weg eingeschlagen: Wir haben ein fünfköpfiges Ensemble aufgebaut, das im Kollektiv arbeitet. Es besteht im Kern aus zwei Figurenspielerinnen, einem Autor, Regisseur und Schauspieler, einem Musiker und einem Bühnenbildner und Techniker. Oft arbeiten wir auch mit Gästen. In diesen letzten 12 Jahren haben wir insgesamt drei Konzeptionsförderungen durch die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg erhalten, weil wir einen hohen Qualitätsanspruch an unsere Arbeit haben und in unseren Inszenierungen sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene, gesellschaftspolitische Themen aufgreifen und immer nach neuen Formen der Umsetzung suchen.
Wir begreifen uns als Teil einer Gesellschaft, die mit vielfältigen Problemen konfrontiert ist und versuchen Geschichten zu erzählen, in denen sich der Zuschauer wieder findet. Das was wir tun, könnte man als modernes Volktheater beschreiben. Dabei sind wir im Figuren- und Objekttheater verwurzelt und versuchen mit immer anderen künstlerischen Ausdrucksmitteln Stellung zu beziehen für eine solidarische und gerechtere Gesellschaft. Auch Komik und Humor spielen eine große Rolle. Die Themen unserer letzten Stücke drehten sich um Armut, Gleichberechtigung, Asyl, Begegnung mit einer fremden Kultur, Manipulation. Diese Inszenierungen sind allesamt sehr erfolgreich und werden auf vielen Festivals im In- und Ausland gezeigt – zum Teil in mehreren Sprachen.
Mit dem Theaterzyklus ‚Heimweh nach der Zukunft’ setzen wir die Zusammenarbeit mit dem Autor, Regisseur und Schauspieler Alberto García Sánchez fort, der ein Meister im verweben von Geschichten ist und bei fast allen Produktionen des Ensemble Materialtheater Regie führte. (u.a. „Frauen lügen aus ihrem Leben“, „Drei Affen“, „Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche“, „Traumkreuzung“). Seine Inszenierung „Vy“ von Michèle Nguyen wurde 2011 mit dem französischen Theaterpreis Moliere Théâtre jeune public ausgezeichnet.
Auch uns selbst, das Ensemble Materialtheater, drängt es nach Erneuerung. Wir wollen unsere erfolgreiche Arbeit vertiefen und unsere theatrale Sprache weiter verfeinern. In den vier geplanten Projekten werden wir verstärkt mit jungen Künstlern arbeiten, mit Absolventen der Stuttgarter Figurentheaterschule, des Instituts für Theaterwissenschaft Leipzig und der Filmhochschule Babelsberg. Dies soll zu einer dauerhaften Zusammenarbeit führen und unser Ensemble bereichern.