Pressestimmen

 Virtuoses Spiel mit Stummfilm Zitaten

„Sigrun Kilger, mit ihrem Materialtheater seit mehr als einem Jahrzehnt bei vielen internationalen Festivals dabei, und ihr Partner Alberto García Sánchez spielen mit sich und mit ihren Objekten virtuos. Yaron Goldstein führt einfallsreich Regie und füttert die Figuren mit Stummfilm-Zitaten von Chaplin bis Buster Keaton. Zweimal entsteht aus dem stummen Spiel, nicht weniger grotesk, auch Sprache. Erst löst ein Tropfen Wasser die Zunge, später der Schmerzschock eines eingeklemmten Fingers oder an die Wand geschlagenen Kopfes oder der schieren Gewalt von Hammer und Sichel. Was dabei laut wird zwischen Jammern und Prahlen und bramarbasierender Rhetorik, ist eine etwas irre Jeremiade. Als ob eine mentale Festplatte abgestürzt wäre, für die Bill Gates seine Software-Welten kreiert. Aber dann ist wieder Stille. Und Platz für ein Chaplin-Zitat aus dem Kleinen Lexikon des Verstehens zur Aufführung: Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“ Esslinger Zeitung, 15.11.02

Clownerie und Figurenspiel mit Verstand

„Warten auf Bill Gates“ ist keine Boulevardkomödie, ist nicht Comedy oder Klamotte, sondern Clownerie und Figurenspiel mit Verstand. Ein Stück, das mit subtilen Gesten und zarten Anspielungen arbeitet, das vorsichtig eine kleine Geschichte entwickelt und dabei feinen Humor zeigt. Zwei Personen, die auf der Bühne miteinander, gegeneinander und oft auch füreinander spielen, die sich übertrumpfen wollen und vor allem an der Tücke des Objekts scheitern. Viele der Nummern hat man irgendwo schon mal gesehen – die vertauschten Jacketts, der Kabelsalat, das geschäftsmäßige Gehabe, der Einsatz wie bei der Task Force Police. Doch der Regisseur Yaron Goldstein hat selbst diese vertrauten Situationen mit solcher Sorgfalt und Prägnanz inszeniert, dass sie wie neu erscheinen. Und dazwischen warten Kilger und Sanchez mit Ideen auf, die einmalig und ungewöhnlich sind. Orgelklänge, wenn man auf den roten Teppich tritt, das Quietschen des Schuhs in einer Pfütze, das zum zarten Rhythmus wird. Stuttgarter Zeitung, 15.11.02

Die Kunst auf dir richtige Art zu warten

Wohl nicht zufällig spielt der Titel auf das berühmteste Wartestück des letzten Jahrhunderts an. Nur vertreiben sich die beiden Clowns in ‚Warten auf Bill Gates’ nicht bis Godot die endlose Zeit, sondern sie warten auf niemand anderen als Bill Gates, die Technik-Ikone und Inbegriff des Erfolges und Zeitgeistes. Die Situation der Handlung, das ungeliebte Warten, ist absurd. Misserfolg und Scheitern vorprogrammiert. Die Helden von Beginn an tragisch, aber ernsthaft bemüht, in ihrem Vorhaben, alles richtig zu machen. Die Idee ist nicht neu, aber die Interpretation und Darstellung durch die beiden hervorragenden Schauspieler, die alle Stile und Genre des Humors in ihr Spiel einbringen, ist einfallsreich und unschlagbar. Sie beherrschen den Witz der Clownerie, die gestalterische Kraft der Pantomime und bringen gesellschaftskritische Akzente ins Spiel. Und so entwickelt sich das Hoffen und Harren zu vollendeten Clownerie, bei der sowohl die geeignetsten Wartepositionen, sowie aktuelle Interpretationsansätze des expressionistischen Stummfilms zu erfahren sind.“ Tagesspiegel Berlin. 14.02.03

Jede Minute ein Vergnügen von vollendeter Komik

„Theater ohne Worte kann lustig sein. Dabei sind es oft die kleinen, subtilen Späßchen, die das andauernde Kichern im Publikum provozieren. Sigrun Kilger und Alberto García Sánchez haben es im FITS vorgeführt. Als „Security“, wie der wichtige Ausdruck auf den Hemdentaschen ausweist, bereiten sie den Besuch von Microsoft-Chef Bill Gates vor. Sie tun das mal tollpatschig, dann wider wichtigtuerisch und großspurig – so wie Muskelmänner und- frauen im wirklichen Leben eben. Hier agieren zwei sehr gut persiflierte Vertreter diese Genres, ein wenig doof, aber der Bedeutung ihrer Mission bewusst, zwei Befehlsempfänger und bedenkenlose Befehlsausführer, die durch rote Pappnasen schon rein äußerlich die böse Karikatur verkörpern. Und was dann so im gelungenen originell mitspielenden Bühnebild von Franziska Rast abgeht, die immerhin schon als Assistentin der vielleicht derzeit besten deutschen Bühnenbildnerin Anna Viehbrock gearbeitet hat, steigert sich immer weiter in eine wunderbar anarchische Absurdität. Eine herrliche Abrechnung mit dem Personenkult, den Sicherheitsmenschen al Art Statussymbol ja so konsequent befördern. Yaron Goldstein, lässt die beiden ihr ganzes mimisches Geschick ausbreiten, lässt sie die kleinen und großen Späße, Zynismen, Parodien, Slapstickeinlagen, Gags und Frechheiten voll ausspielen. Jede Minute ein Vergnügen von vollendeter Komik.“ Ludwigsburger Kreiszeitung, 15.11.02

Tölpel vom Dienst

„Wundersame Dinge passieren beim Einsatz dieser Sicherheitsbeamten, die eher tölpelhaft, den tüchtig sind. Sie plustern sich auf, rücken die Krawatte zurecht, streichen das Jackett glatt, eh sie ihren nächsten Einsatz glorios verhunzen. ,Warten auf Bill Gates’ ist ein subtiles, intelligentes Spiel mit der Fantasie, das immer wider den Rahmen des Realistischen sprengt, das mit zahllosen irrwitzigen Ideen aufwartet, die meist gar nicht so spektakulär, dafür umso überzeugender sind.“ Kultur, 29.11.03

Frontalangriff gegen Medien-Hype

Wehe dem, der diesen beiden Security-Chaoten die Sorge für Leib und Leben anvertraut. Hochgerüstet mit Badekappe und Knollennase, durchfiltern sie die Luft mit Tennisschlägern nach unsichtbaren Wurfgeschossen. Fingern von den Zuschauern Eier und Tomaten ab. Die sind ihrem Herrn und Meister zugedacht. Angeblich soll es Bill Gates sein. Auf Promotion-Tour. Doch wie der große Unbekannte bei Beckett wird auch der Microsoft-Guru nicht erscheinen. So bleiben die beiden Ritter von der traurigen Gestalt allein mit ihrem Diensteifer und der Angst vor dem Versagen. Alberto García Sánchez und Sigrun Kilger reizen pantomimisch und unter unverständlichem Gebrabbel die Lachmuskeln mit sinnlosem Aktionismus. Herrlich komisch ist dieser vom Materialtheater produzierte inszenierte Frontalangriff gegen die Macht und der sich in seinem Schatten tummelnden Pseudogötter. Stuttgarter Nachrichten, 27.12.03

 UNIDRAM 2003 10. Osteuropäisch-deutsches Festival für OFF-Theater

Wunderbar erbarmungslos spielt Sánchez die fortschreitende Erschöpfung des Sicherheitsbeamten und dessen groteske Versuche, ihrer Herr zu werden, die Müdigkeit zu überspielen oder ihr einfach unauffällig nachzugeben. Das ist ein mimisches und gestisches Kammerspiel vom Feinsten. Furios wird das Stück als die Clowns entdecken, dass sie die Gabe des Redens auch dadurch erlangen, indem sie sich Schmerzen zufügen. Die Spirale der possenhaft derben Selbstkasteiung macht auch vor Hammer und Sichel nicht halt. Potsdamer Neueste Nachrichten, 23.06.03

Das andere Theater 13. Jahrgang 2003

Bei dem Namen ,Bill Gates’ sieht manch einer rot. Sein Erscheinen provoziert regelmässig Protestaktionen, und er kann von Glück sagen, dass seine Security lediglich eine Tortenattacke nicht verhindern konnte, denn Torte ist ja bloß die lose Verbindung von Butter, Zucker, Mehl, Eiern und Sahne… Tolles Clownstheater mit einer großen Palette der klassischen Situationskomik.

Bayerische Freie Theatertage 2003

Die zwei Figuren sind Security-Fachleute und als solche haben sie eine Rolle zu erfüllen. Doch immer wieder misslingt das, stellen sich die Tücke der Objekte und das Unbekannte, Fremdartige hinter den oberflächlichen Regelungen in den Weg, was zu anmutigen Slapstickszenen und zum Aus-der-Rolle-fallen führt. Die Fassade bröckelt schichtenweise und zunehmend kommt das Individuelle, das Spielerische, Ängstliche und auch Brutale zum Vorschein. Ein Stück ohne Worte. Doch eineinhalb Stunden halten die beiden Darsteller ihr Publikum in Atem, weil sie ihm mit geringsten Mitteln einen Spiegel der Existenz vorhalten. Manchmal Comedy, manchmal Satire, Ironie und immer ist es tiefere Bedeutung. Wunderbar ist der Minimalismus in Gestik und Mimik, der mit einem Schlag ganze innere Welten freilegen. Einfallsreichtum, Timing, Rhythmus und ein ausgeprägtes Gefühl für die conditio humana stecken dahinter. Mittelbayerische Zeitung, 03.06.03

 Warten auf Bill Gates wurde eingeladen zum Internationalen Osteuropäisch-deutschen Off-Theater Festival UNIDRAM 2003, zum Internationalen Figurentheaterfestival 2003 Erlangen/Nürnberg und zu den Bayerischen Freien Theatertagen. Gastspiele in Deutschland, Belgien, Holland und der Schweiz.