„Eine dralle Allegorie auf unser heutiges Europa!“ Mannheimer Morgen. Eine Koproduktion mit Skappa & Associés, Marseille
- Regie Isabelle Hervouët
- Spiel Annette Scheibler, Fabrizio Cenci, Paolo Cardona
- Musik Fabrizio Cenci
- Ausstattung & Bühne Fabrizio Cenci, Isabelle Hervouët, Nicolas LeBodic, Paolo Cardona
- Kostüme Armelle Desoche
- Produktion Anne Maguet
Eine Koproduktion von Skappa & Associés, Marseille (F) und dem Ensemble Materialtheater mit : Théâtre Massalia, La Scène Nationale de Cavaillon, 3 bis f – lieu des Arts Contemporains, Pôle Jeune Public TPM, FITZ! Zentrum für Figurentheater Stuttgart 10 Millionen km², so groß ist die Oberfläche Europas, unseres Europas, das wir so recht und schlecht mit all den Leuten teilen, die wir ständig als „anders als wir“ bezeichnen. Neun Quadratmeter, so groß ist die Fläche, die jedem von uns minimal zum Leben zusteht. Diese Fläche teilen sich zwei Komödianten, ein Mann und eine Frau, die versuchen innerhalb dieser Grenze ihr persönliches Universum zu gestalten und um sich bestimmten grundsätzlichen Fragen des Lebens zu stellen. Zum Beispiel: Was ist das, ein Zuhause? Wie geht das: Wurzeln schlagen? Wie kann man sich verständlich machen, wenn man sich nicht versteht? Vielleicht tanzen? Haben wir wenigstens ein gemeinsames Lied? Seit nunmehr vier Jahren beschäftigt sich SKAPPA! mit der Projektion von Bildern, Fotografien und Animationen im Verhältnis zum darstellenden Spiel auf der Bühne. Dieses Mal begeben sie sich auf die Suche nach einer bildnerischen Sprache, die Malerei und Fotografie integriert, und durch Projektion eine Art Spielfeld auf dem Boden erscheinen lässt. Ein Spielraum, voll Licht und Farbe, der unseren Lebensraum darstellt: Europa – 10 Millionen km². Die Marseiller Formation SKAPPA! und das Stuttgarter Ensemble Materialtheater verbindet eine langjährige künstlerische Zusammenarbeit. Spielerisch, neugierig und zielbewusst, vielfältig und erfindungsreich in den Mitteln legen sie die Verbindungslinien zwischen menschlichen und politischen Themenfeldern frei, und beharren dabei auch dann auf die Möglichkeit sich untereinander und mit dem Publikum zu verständigen, wenn zufällig gerade keine gemeinsame Sprache greifbar ist. Animationen: Mehdi Bencheikh Choreographie: Joëlle Driguez Zuschauertribühne: Patrick Vindimian, Sylvain Georget La Provence schrieb über die Premiere in Marseille:
„… eine gelungene Mischung aus Bildern, Projektionen, Sound (Fabrizio Cenci) und dem komödiantischen Spiel der beiden Akteure. Im ersten Drittel ringen sie noch darum, sich verständlich zu machen, obwohl sie weder die Sprache des anderen, noch die des Publikums sprechen. Dann wird die Inszenierung düsterer, Assoziationen von Flucht, von der Angst keinen Platz zu finden in der Fremde, werfen ihre Schatten auf die Tanzfläche der „Euro-Disko“. Sehr gelungen ist die Szene, in der Annette Scheibler und Paolo Cardona in der Projektion einer Menschenmenge verschwinden, unsichtbar werden, es fast geschafft haben integriert zu sein. Das Stück mit durchaus antirassistischer Message wird den jugendlichen Zuschauern Stoff zum Nachdenken bieten, aber auch zum Träumen.“
Mannheimer Morgen:
„Schön, wenn Stücke es schaffen, durch neue theatrale Wege hervorzustechen, mit mutigen Wegrichtungen zu überraschen! Die Festivalproduktion „10 Millionen km²“ , bewegte sich wacker und ausgelassen an der Grenze zum Happening. Die Formation Skappa! aus Marseille und das Stuttgarter Ensemble Materialtheater brachten eine dralle Allegorie auf unser heutiges Europa auf die Bühne des Schnawwl und suchten nach Lücken im verwitterten, aber zähen Jägerzaun zwischen bildender Kunst und Theater. Unangestrengt vermengten sich Körperspiel, Fotografie, Malerei und elektronische Musik zu einer humorvollen und medial aufwendigen Vorlesung über das multinationale Zusammenleben auf den 10 Millionen Quadratkilometern, die wir unser Zuhause nennen. Europa wird hier zur Diskothek mit lauter Musik und einer strengen Türsteherpolitik, einem vielschichtigen Bild, das sich Annette Scheibler, Paolo Cardona und der Musiker Fabrizio Cenci zunutze zu machen wussten. Wenn auch die inhaltliche Überfülle und eine schier unbändige Bilderflut manchmal für Stolpersteine sorgten, so begeisterten doch das überzeugende Spiel und der präzise Rhythmus des mehrsprachigen Unterfangens unter der Regie von Isabelle Hervouët.“